Inklusion

Unterschied zwischen Integration und Inklusion

IntegrationInklusion
– Ein ganzheitliches System soll (wieder) hergestellt werden -Ausgeschlossenes soll in das Bestehende eingezogen werden  

– Es wird versucht Kinder mit Behinderung in ein bestehendes System zu „integrieren, ohne jedoch das System substanziell zu verändern
 
– Das Verständnis von Inklusion geht über die Integration von Kindern (mit und ohne Behinderung) hinaus und umfasst alle Dimensionen von Heterogenität
– Individuelle Unterschiede werden als Normalität betrachtet  

– Recht eines Jeden gemeinsam zu leben und voneinander zu lernen
 
– Den individuellen Bedürfnissen aller Menschen soll Rechnung getragen werden  

– Da das bestehende System eine Inklusion nahezu unmöglich macht, ist dieses nur durch einen umfassenden Reformprozess realisierbar

Inklusion – Was ist das eigentlich?

„Inklusion“ heißt Menschen willkommen zu heißen. Niemand wird ausgeschlossen, alle gehören dazu: zu unserer Gesellschaft, unserer Kommune, zu jeder kleinen oder großen Gruppe und Gemeinschaft. Alle werden anerkannt und alle können etwas beitragen. Unsere Gesellschaft wird reicher durch die Vielfalt aller Menschen, die in ihr leben. Inklusion bedeutet auch, nachzudenken und zu beobachten: Wo und warum werden Menschen noch ausgeschlossen? Wie können wir das ändern?

Inklusion als Menschenrecht

Inklusion ist auf der ganzen Welt ein wichtiges Thema. Die Organisation der Vereinigten Nationen hält Inklusion inzwischen im Rahmen der allgemeinen Menschenrechte für unverzichtbar. Sie hat dazu 2006 eine Konvention verabschiedet: Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Sie verlangt, dass alle Menschen gleich gut behandelt werden und die gleichen Rechte haben. Dies gilt nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Auch andere Menschen sind damit gemeint, die oft weniger Chancen haben als andere: Menschen, die wegen ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder ihrer sozialen Stellung benachteiligt werden.

Warum ist Inklusion wichtig?

Je unterschiedlicher und vielfältiger die Menschen einer Gruppe sind, desto mehr kann die Gemeinschaft und jeder Einzelne in ihr profitieren. Denn jeder Mensch hat etwas Besonderes, etwas, das andere weniger oder gar nicht haben. Das können z.B. persönliche, regionale, soziale, kulturelle oder andere besondere Eigenschaften, Erfahrungen und Fähigkeiten sein. Aber auch verschieden Geschlechterrollen, ethnische Herkunft und Nationalitäten, Sprachen, Hautfarben oder soziale Milieus, Religionen und weltanschauliche Orientierungen, körperliche Bedingungen etc. Einfach alles, was einen Menschen ausmacht, kann für die Gemeinschaft interessant sein. Dabei sind die Möglichkeiten für Verschiedenheit unendlich.

Inklusion als Haltung

Inklusion kann überall anfangen, hört aber nie auf. Inklusion ist ein lebendiger Prozess, der von unterschiedlichen Standorten gestartet und weitergeführt werden kann. Inklusion ist eine Haltung, eine persönliche Einstellung, mit der jede/r im privaten oder beruflichen Umfeld immer wieder etwas Neues entdecken und bewirken kann.

Inklusion als Haltung zeigt sich in unserem Denken und Handeln. Auch in der Sprache kommt diese Haltung zum Ausdruck: sowohl im wörtlichen Sprechen als auch in der Körpersprache, Akzeptanz und Anerkennung gegenüber anderen Menschen kann man auf vielen Wegen mitteilen.

Entnommen aus: „Inklusion vor Ort“ Der Kommunale Index für Inklusion – ein Praxishandbuch

Inklusive Werte

Rechte

Im Sinne der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der daran anknüpfenden Dokumente der Vereinten Nationen haben alle Menschen dasselbe Recht auf die Erfüllung von Grundbedürfnissen. Die Rechte sollen die Gleichwertigkeit aller Menschen garantieren.

Teilhabe und Teilnahme (Partizipation)

Partizipation beginnt mit dem ‚Dabeisein’, geht aber darüber hinaus und meint Mitarbeit, Beteiligung an Entscheidungen, aktives Engagement in Lernprozessen.

Respekt für Vielfalt

Wertschätzung und Respekt zeigen sich in der Würdigung des unverwechselbaren Beitrags eines jeden Einzelnen zum gemeinsamen Ganzen. Dabei gilt Verschiedenheit als Bereicherung.

Gemeinschaft

Gemeinschaft wird gebildet in Zusammenspiel und – arbeit, in gemeinschaftlicher Verantwortung und in zivilbürgerlichem Engagement. Eine inklusive Bildungseinrichtung steht in Verbindung mit der sie umgebenden Kommune und bereitet auf die verantwortungsvolle und aktive Rolle als WeltbürgerIn vor.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit gilt als wesentliches Ziel von Erziehung, die Kinder und Jugendliche auf die Zukunft in einer lebenswerten Welt vorbereitet – lokal und global.

Vertrauen

Vertrauen unterstützt Partizipationsfähigkeit, Identitätsbildung und Selbstbewusstsein. Das Vertrauen, anerkannt, gehört, wahrgenommen zu werden, ist eine wesentliche Stärke in konstruktiven Auseinandersetzungs – und Entwicklungsprozessen.

Gewaltfreiheit

Voraussetzung für Gewaltfreiheit ist die Fähigkeit, zuzuhören und andere Perspektiven und Argumente wahrzunehmen.

Ehrlichkeit

Ehrlichkeit meint nicht den kompromisslosen Umgang mit der Wahrheit. Ehrlichkeit in Bildungsprozessen bedeutet Wissen zu teilen, Kompromisse zu finden, den Mut, unbequeme Fragen zu stellen und zu Grenzen stehen zu können.

Mut

Mut wird zunächst verstanden als Fähigkeit, gegen Autoritäten und Konventionen zu stehen und die eigene Meinung zu vertreten. Mut ist nötig, um Diskriminierung zu erkennen, zu benennen und zu beseitigen.

Freude

Inklusive Werte meinen die ganzheitliche und damit auch die emotionale Entwicklung einer Person. Spaß am Lernen braucht schöne Lernorte, an denen die Lernenden sich wohl fühlen, ermutigt werden, Humor teilen.

Mitgefühl

Dabei geht es um Empathie und die Fähigkeit, mit anderen zu empfinden, sich in andere hineinzuversetzen, mögliche Fehler anzuerkennen und zu verzeihen.

Liebe

Liebe ist verbunden mit Mitgefühl, Fürsorge und der Bereitschaft, bei Bedarf für andere zu sorgen sowie Fürsorge anzunehmen.

Optimismus

Optimismus wird bezeichnet als professionelle Eigenschaft, indem z.B. vorgelebt wird, wie Schwierigkeiten überwunden werden können. ES bedeutet nicht, Realitäten zu leugnen, sondern einen positiven Zugang wählen zu können, um zum Beispiel Veränderungen anzuregen.

Schönheit

Schönheit als Wert zeigt sich zum Beispiel in der Wertschätzung eines Kunstwerkes oder Musikstückes. Inklusive Schönheit zeigt sich unabhängig von Stereotypen in der Vielfalt und der Natur. Die Anerkennung dieser Schönheit könnte als ‚Motor’ für die Entwicklung anderer genannter Werte fungieren.

Aus: KiTa aktuell spezial 3/2012

‚Willkommen…? Qualitätsentwicklung mit dem Index für Inklusion in Kitas’,

Prof. Dr. Andrea Platte

Unser Weg zur Inklusion

Barrieren abbauen:

  • Wir wollen Barrieren abbauen, die Teilhabe einschränken oder verhindern. (z.B. durch entsprechende zusätzliche Hilfen für Kinder mit Behinderungen oder Dolmetscher für Familien mit mangelnden Deutschkenntnissen)
  • Wir konzentrieren uns nicht auf die sonderpädagogischen Förderbedarfe, sondern wenden uns den Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation zu?
  • Wer stößt auf Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation?
  • Wie können Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation abgebaut werden?
  • Welche Ressourcen werden bereits genutzt, um Spiel, Lernen und Partizipation zu unterstützen?
  • Welche Ressourcen können außerdem genutzt werden, um Spiel, Lernen und Partizipation zu unterstützen?

Möglichkeitsräume schaffen:

Wir versuchen gute Bedingungen zu schaffen, um Spiel, Lernen und Partizipation zu ermöglichen. Wir spüren den „Wissensschatz“ unserer Einrichtung, unserer Kinder, den pädagogischen Fachkräften und der Eltern auf und machen uns diesen immer wieder bewusst.

Vielfalt stärken:

  • Wir nehmen die unterschiedlichen Lernstile, die individuellen Eigenheiten und Kulturen als Bereicherung war und haben dadurch einen Wissens- und Kompetenzgewinn.
  • Wir wollen die Partizipation der Kinder und Jugendlichen an kulturellen und sozialen Aktivitäten erhöhen sowie die Ausgrenzung reduzieren.
  • Wir wollen dazu beitragen, dass sich die Kultur, Leitlinien und Praxis in Einrichtungen neu strukturieren, damit sie auf die Vielfalt der Kinder/Jugendlichen in der unmittelbaren Umgebung eingehen.
  • Wir setzen inklusive Werte in die Praxis um.
  • Wir schätzen alle Kinder, Jugendlichen, Eltern und Mitarbeiter/innen in gleicher Weise wert.
  • Wir sehen die Unterschiede zwischen den Kindern als Chancen für gemeinsames Spielen und Lernen, anstatt sie als Probleme zu betrachten, die es zu überwinden gilt.
  • Wir wollen uns weiterhin dafür einsetzen, dass das Recht der Kinder auf eine wohnortnahe, qualitativ gute Erziehung, Bildung und Betreuung in ihrer Umgebung anerkannt wird.
  • Wir versuchen die Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation für alle Kinder abbauen, nicht nur für jene mit Beeinträchtigungen oder diejenigen, die als Kinder „mit sonderpädagogischem Förderbedarf“ eingestuft wurden.
  • Wir fördern die nachhaltigen Beziehungen zwischen unserer Einrichtung und ihrem sozialen Umfeld.
  • Wir wissen und begreifen, dass Inklusion in unserer Bildungs- und Erziehungseinrichtung ein Aspekt von Inklusion in der gesamten Gesellschaft ist.